Kann man mit jedem Körpergewicht gesund sein?

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 03.08.2024 - 06:38

Wie wichtig ist unser Körpergewicht wirklich, wenn es um Gesundheit geht? Und worauf kommt es dann an, wenn es das Gewicht nicht ist?

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Ihr gesundes Wohlfühlgewicht lässt sich nicht messen, sondern nur erfühlen. - Depositphotos

Sind Sie es leid, dass Ihre Gesundheit ständig an Ihrer Kleidergrösse gemessen wird? Die moderne Medizin und zahlreiche Diätratgeber scheinen besessen davon zu sein, unser Wohlbefinden auf eine Zahl auf der Waage oder einen BMI-Wert zu reduzieren.

Doch eine wachsende Bewegung stellt diese veralteten Ansichten in Frage und bietet einen erfrischend neuen Blick auf das Konzept von Gesundheit: Die Health At Every Size (HAES)-Bewegung bricht mit dem traditionellen Glauben, dass ein niedrigeres Gewicht gleichbedeutend mit besserer Gesundheit ist.

Stattdessen propagiert sie die radikale Idee, dass wahre Wellness nicht von unserer Körpergrösse abhängt. Aber wie kann das sein und was bedeutet das konkret für unsere alltägliche Lebensführung?

Gesund durch Vielfalt?

Die HAES – Initiative fordert uns heraus, den Wert unseres Körpers nicht nach dem Aussehen zu bemessen. Statt starrer Zahlen wie dem BMI setzt HAES auf individuelles Wohlbefinden durch gesunde Verhaltensweisen unabhängig vom Gewicht.

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Oft müssen Menschen mit einem Körpergewicht, das nicht dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entspricht, unter Körperdiskriminierung leiden. - Depositphotos

Diese Perspektive ist wissenschaftlich fundiert. Sie zeigt auf, dass Menschen unterschiedlicher Körperformen gleichermassen gesunde Lebensstile führen können.

Es geht darum, Essen ohne strenge Regeln zu geniessen und Freude an Bewegung zu finden. Fernab vom Zwang des Kalorienzählens oder erschöpfender Fitnessroutinen.

Fünf Säulen der Selbstakzeptanz

Im Kern basiert HAES auf fünf Prinzipien: Gewichtsinklusivität, Förderung der Gesundheit jenseits physischer Massstäbe, eine respektvolle Annahme aller Körperformen sowie intuitives Essen und regelmässige Bewegung als Ecksteine eines zufriedenen Daseins.

Es geht darum, sich nicht zu sehr darauf zu konzentrieren, «dünn» sein zu wollen oder einem unrealistischen Schönheitsideal nachzueifern. HAES ermutigt uns dazu, unseren eigenen Weg zur persönlichen Bestform anzunehmen.

Auch wenn dieser nicht den gesellschaftlichen Normvorstellungen entspricht.

Abschied von alten Mythen

Viele glauben immer noch irrtümlich daran, dass nur ein schlanker Körper ein gesunder sei. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Genauso wenig, wie alle Hunde dieselben Bedürfnisse haben, nur weil sie Hunde sind, können wir jeden Menschen über den gleichen Kamm scheren. Unsere genetische Vielfalt prägt unsere Einzigartigkeit – inklusive unserer natürlichen Gewichte.

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Das eigene Körpergewicht sagt am Ende nichts darüber aus, wie gesund Sie wirklich sind. - Depositphotos

Unsere Gene haben unseren Körper geformt: bei der Grösse unserer Füsse, wie viel Fett wir im Speicher haben, welche Augenfarbe wir besitzen, wie gross wir sind und ja, sogar wie viel wir wiegen.

Alternativen zum BMI: die Setpoint-Theorie

Wir sind viel zu unterschiedlich, um eine Gewichtsempfehlung für alle vereinfachen zu können. Denn zwei Menschen können genau dasselbe essen, genau gleich viel Sport treiben und trotzdem unterschiedliche Körpergrössen und -formen haben.

Das Setpoint-Konzept besagt, dass jeder Mensch über einen intern regulierten idealen Gewichsbereich verfügt. In diesem vereinen sich körperliches und seelisches Wohlgefühl optimal.

Hierbei spielt es keine Rolle, welche Form Ihr Köper hat. Wichtig ist vielmehr, wie Sie ihn nähren, pflegen und bewohnbar machen.

BMI adé

Einer der grössten Irrtümer in Sachen Gewicht ist zweifellos der Body Mass Index (BMI). Dieser seit Jahrzehnten verwendete Index misst lediglich das Verhältnis zwischen Körpergewicht and Grösse, ohne dabei wichtige Faktoren wie Muskelmasse, Gesundheitsverhalten oder metabolische Funktionen zu berücksichtigen.

Wer körperlich aktiver ist und mehr Muskeln hat, hat vielleicht einen höheren BMI als jemand, der das nicht ist. Aber ist er deshalb weniger gesund?

Ganz im Gegenteil. Der BMI kann weder Blutdruck noch Stoffwechselwerte, Hormone, Stresslevel oder Schlafgewohnheiten messen.

Mental health matters

Stress kann sich in erheblichem Masse negativ auf Ihren Körper auswirken: Er steigert den Blutdruck und macht uns anfälliger für Entzündungen, Magen-Darm-Probleme, Hautunreinheiten und Schlafstörungen.

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Wer dem Schönheitsideal entspricht, aber unter Stress leidet, der lebt weniger gesund als jemand, der auf seine Gesundheit achtet, aber mehr Körpergewicht hat. - Depositphotos

Stress kann sich auch geistig auf Sie auswirken, denn er verursacht Gefühle von Angst, Depression und Reizbarkeit. Um unsere Gesundheit zu verbessern, müssen wir also sicherstellen, dass wir uns um unsere geistige Gesundheit kümmern.

Eine Möglichkeit bietet hierfür die freudige Bewegung. Das sieht für jeden anders aus, aber einige Beispiele sind Tanzen, Inlineskaten, Trampolinspringen, Skifahren.

Die Möglichkeiten sind endlos, tun Sie einfach, was Sie bewegt.

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