Wie schädlich ist Gluten wirklich?

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 12.06.2024 - 15:04

Was einst als eine kleine Bewegung begann, hat sich mittlerweile zu einer milliardenschweren Industrie entwickelt. Doch warum? Ist Gluten wirklich so schädlich?

Toastbrotscheiben angeordnet rosa Hintergrund
Gluten ist in Weizenprodukten enthalten. Aber ist es wirklich so schädlich, wie sein Ruf vermuten lässt? - Depositphotos

Gluten ist eine Familie von Proteinen, die in Getreide wie Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel vorkommen. Es gibt jedoch Unterschiede: Eine Unverträglichkeit gegenüber Weizen bedeutet nicht zwangsläufig auch Probleme mit anderen glutenhaltigen Getreiden.

Zwei Hauptproteine sind in Gluten enthalten: Glutenin und Gliadin. Besonders das Gliadin scheint der Übeltäter zu sein und verursacht die meisten gesundheitlichen Probleme im Zusammenhang mit Gluten.

Wo liegt das Problem?

Auf den ersten Blick scheint es, als hätten viele Menschen keinerlei Probleme nach dem Essen von glutenhaltigen Lebensmitteln wie Sandwiches oder Pasta-Salaten. Aber für einige kann dies ernsthafte Konsequenzen haben.

Frau Ablehnung Brot Brettchen aufgeschnitten
Wer unter einer Glutenunverträglichkeit leidet, hat nach Lebensmitteln wie Brot mit Bauchschmerzen, einem Blähbauch oder Verstopfung zu kämpfen. - Depositphotos

Drei Hauptformen von Glutensensitivitätsreaktionen sind bekannt: Zöliakie (die schwerste Form), Weizenallergien und immunvermittelte Glutensensitivität (auch bekannt als «Glutenunverträglichkeit»).

Zöliakie: Die gefährlichste Glutenreaktion

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Aufnahme von Gluten zu einer Schädigung des Dünndarms führt. Die Symptome können über Monate oder sogar Jahre nach dem ersten Kontakt mit Gluten auftreten.

Sie reichen von Erbrechen und Durchfall bis hin zu Gewichtsverlust und starken Bauchschmerzen. Die Diagnose kann nur durch eine Biopsie des Darms gestellt werden.

Allerdings leiden nur etwa 0,5 bis 1,1 Prozent der Weltbevölkerung an Zöliakie.

Weizenallergie

Eine Weizenallergie äussert sich in typischen Allergiesymptomen wie Hautausschlägen, Atemwegsbeschwerden oder Magen-Darm-Problemen. Sie kann durch einen Blut- oder einen Hautpricktest diagnostiziert werden.

Glutenintoleranz

Glutenintoleranz zeigt sich oft Stunden bis Tage nach dem Konsum glutenhaltiger Lebensmittel. Die Symptome ähneln jenen der Zöliakie, jedoch ohne dass es zu einer Schädigung des Darms kommt.

Bislang gibt es keinen eindeutigen Test zur Bestätigung einer Glutensensitivität – abgesehen davon, eine glutenfreie Ernährung auszuprobieren und auf Verbesserungen der Symptomatik zu achten.

Glutenfrei: Der Weg zu besserer Gesundheit?

Die glutenfreie Ernährung hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und wird sogar zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Schizophrenie, Multipler Sklerose oder Demenz eingesetzt. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Methode umstritten.

Glutenfreie Getreide Säckchen
Wer eine Zeit lang auf glutenfreie Getreide und Lebensmittel umsteigt, wird schnell herausfinden, ob er sich dadurch besser fühlt. - Depositphotos

Eine glutenfreie Ernährung bedeutet, bestimmte Getreide- bzw. Lebensmittelsorten aus dem Speiseplan zu streichen: Weizen, Gerste, Brot, Pasta, Müsli, Bier sowie Kuchen und Gebäck gehören dazu. Dies erfordert auch das Lesen von Etiketten auf vielen verarbeiteten Lebensmitteln.

Ist Gluten nun gut oder schlecht für uns?

Diese Frage spaltet Experten weltweit. Einige Studien zeigen positive Effekte einer vollwertigen Ernährung mit unverarbeiteten Vollkornprodukten auf unsere Gesundheit.

Sie können vor Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes schützen. Auf der anderen Seite stehen Anhänger der Paleo- oder Low-Carb-Ernährung.

Sie verzichten komplett auf Getreideprodukte wegen ihres hohen Kohlenhydratgehalts und berichten über verbesserte Blutzuckerwerte sowie Gewichtsverluste durch diese Umstellung.

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