Wie bei Henry Ford: So kultiviert Israel Fleisch im Labor

Marvin Kahlenberg
Marvin Kahlenberg

Am 03.09.2024 - 18:56

Für die einen ist es die Zukunft, für die anderen ein No-Go: In jedem Fall hat eine Firma aus Israel wohl die Formel für preisgünstiges Laborfleisch erfunden.

Labor, Fleisch
Fleisch aus dem Labor: Ist das wirklich die Ernährung der Zukunft? - Depositphotos

Israelische Wissenschaftler könnten die Zukunft der Ernährung radikal verändert haben. Mit entscheidenden Fortschritten in der Produktion von «kultiviertem Fleisch» könnten sie eine kostengünstige Alternative zur traditionellen Tierhaltung bieten.

Zelluläre Landwirtschaft: Tierisches Protein aus dem Labor

Berichten zufolge wird sich die weltweite Nachfrage nach tierischem Eiweiss bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Eine Lösung könnte hier die sogenannte zelluläre Landwirtschaft darstellen, insbesondere da die ressourcenintensive Viehzucht vielerorts bereits ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hat.

Eine Herstellung im grossen Stil von Laborfleisch war bisher nicht möglich. Selbst in den USA nicht, trotz jüngst erfolgter Genehmigungen, unter anderem durch die US-amerikanische Lebensmittelbehörde (FDA).

Frühere Analysen hatten diverse wirtschaftliche Herausforderungen problematisiert, darunter hohe Kosten für entsprechende Fabriken und die benötigten Rohstoffe in der Produktion.

Israel macht es vor

Nun hat Prof. Yaakov Nahmias, Gründer des Unternehmens «Believer Meats», zusammen mit einem Team der Hebrew University of Jerusalem eine beachtliche Studie veröffentlicht. Diese zeigt erstmalig das Potenzial einer kosteneffizienten Herstellung von kultiviertem Fleisch auf.

Labor, Fleisch
Das israelische Unternehmen konnte die Kosten für den Produktionsprozess deutlich reduzieren. - Depositphotos

Das Projekt brachte Ingenieure, Biologen und Chemiker der Universität und Experten von Believer Meats zusammen.

Das Unternehmen Believer Meats selbst baut zurzeit die weltweit erste grossindustrielle Produktionsstätte für kultiviertes Hühnchenfleisch.

Wie Henry Ford, nur mit Fleisch

Das Forschungsteam präsentierte einen Durchbruch in Sachen zellulärer Landwirtschaft:

Ein innovativer Herstellungsprozess für kultiviertes Fleisch könnte demnach die Herausforderungen hinsichtlich Skalierbarkeit und Kosteneffizienz überwinden. Laut Prof. Nahmias liess sich das Team von Henry Fords automatischer Montagelinie inspirieren.

Wie der Wissenschaftler in einer Pressemitteilung angab, sei man jetzt theoretisch in der Lage, kultiviertes Fleisch zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten zu produzieren.

Details zum Herstellungsprozess

Mit dem Einsatz von Tangentialflussfiltration (TFF), einer Methode zum Filtrieren von Flüssigkeiten, kann der Studie zufolge eine Biomasse mit 130 x 106 Zellen pro Milliliter erzeugt werden. Dieser Prozess wurde über 20 Tage hinweg kontinuierlich durchgeführt.

Fleisch, Labor
Zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie zählt, dass sich der Output der Produktion von Biomasse klar erhöhen liess. - Depositphotos

Dabei konnte täglich «Fleisch» entnommen werden, das in Zukunft zum Verkauf angeboten werden könnte. Zudem sei das neue Kulturmedium frei von tierischen Bestandteilen und koste umgerechnet nur 0,54 Schweizer Franken pro Liter.

Nach Ansicht der Forscher könnten diese Umstände das so kultivierte Fleisch für den täglichen Verbraucher zugänglicher machen. Ob und wann Laborfleisch tatsächlich in die Supermärkte kommt, bleibt indes noch abzuwarten.

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