Warum «gesunde» Ernährungsbegriffe nicht immer gesund sind

Juli Rutsch
Juli Rutsch

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Abwertungen in unserer Sprache über Essen führt nicht unbedingt dazu, dass wir uns gesund ernähren. Aufwertungen aber auch nicht. Seien wir einfach ehrlich!

Frauenprofil Silhouette gefüllt mit Gemüse
Wie wir über Essen reden, spielt mit eine Rolle dabei, wie gesund wir uns am Ende ernähren. - Depositphotos

Die Sprache, die wir verwenden, um über Essen zu sprechen, kann mächtig sein. Sie beeinflusst nicht nur unsere Beziehung zum Essen, sondern auch unser soziales und emotionales Wohlbefinden.

Doch was passiert, wenn «gesunde» Ernährungsbegriffe tatsächlich einen ungesunden Einfluss auf uns haben?

«Sauber essen» – eine schmutzige Lüge?

Der Begriff «Clean Eating» suggeriert ein moralisches Urteil über Lebensmittel. Als ob es saubere und schmutzige Optionen gäbe.

Tablet Schriftzu Clean Eating Tisch Smoothie
Ausreichend zu essen ist immer gesünder, als auf Essen zu verzichten. Egal, wie das Essen «heisst». - Depositphotos

In Wirklichkeit führt diese Denkweise oft dazu, dass kostengünstige und zeitsparende Alternativen verteufelt werden. Dabei ist es immer gesünder, genug zu essen, statt sich selbst das Essen zu verwehren.

Schuldlos geniessen: Geht das wirklich?

Nahrung hat keinen moralischen Wert. Der Begriff «schuldfrei» impliziert jedoch genau das Gegenteil.

Dabei bietet jedes Lebensmittel unterschiedliche Vorteile: Nährstoffe für unsere Gesundheit. Energie für unseren Körper, Verbindung zur Gemeinschaft durch gemeinsames Essen.

Schliesslich oder überhaupt auch Genuss und Zufriedenheit: Essen sollte kein Grund für Schuldgefühle sein!

Finger weg von Chemikalien? Unmöglich

Auch der Trend hin zu «chemiefreien» Lebensmitteln ist irreführend. Alles, was wir konsumieren, besteht aus Chemikalien.

Sie sorgen für Sicherheit, Haltbarkeit und zusätzliche Nährstoffe in unseren Lebensmitteln. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht alle Chemikalien schädlich sind.

Viele von ihnen sind sogar notwendig für unsere Gesundheit!

Ganz oder gar nicht: Der Mythos der «ganzen» Lebensmittel

«Ganze» Lebensmittel klingen gesund und natürlich. Aber die Realität sieht oft anders aus: Nicht jeder hat Zugang zu frischen Früchten oder geniesst den Luxus, Zeit zum selber Kochen zu haben (und das auch noch gut zu können!).

Verarbeitete Lebensmittel können dann eine gute Option sein, uns mit einer breiten Anzahl von Nahrungsmitteln und Nährstoffen zu versorgen.

«Gesunde Ernährung»: Ein elitäres Konzept?

Auch der Begriff «gesunde Ernährung» kann problematisch sein. Oft wird er benutzt, um eine moralische Hierarchie zwischen verschiedenen Arten von Essen aufzubauen – unter Bezug auf ihrem Mikronährstoffgehalt.

Doch wahre gesunde Ernährung berücksichtigt alle Aspekte des Essens: Nährstoffe, Genuss, Kultur und Emotionen innerhalb dessen, was uns zugänglich ist.

Reformieren Sie Ihre Sprache rund ums Essen

Eine positive Beziehung zum Essen beginnt mit unserer Sprache.

Käse- und Wurstplatte modern angerichtet
Lebensmittel sollten so bezeichnet werden, wie sie sind und nicht durch eine abwertende Sprache umschrieben werden. - Depositphotos

Anstatt von «gesunden» oder «schlechten» Lebensmitteln zu sprechen, sollten wir überlegen, welche Rolle das Essen für uns spielt: Ist es nahrhaft, wärmend, sozial oder zeitsparend?

Und anstatt von «Junk Food» oder «Schuldgefühlen» zu reden, sollten wir einfach Donuts als Donuts und Glace als Glace bezeichnen. So können wir eine gesunde Beziehung zum Essen aufbauen.

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