So lässt sich Protein aus Luft und Wasser gewinnen
Forscher haben eine Methode entwickelt, um Protein und Vitamin B9 aus Mikroben zu gewinnen. Das Beste daran: Sie benötigen nichts als Wasser, Sauerstoff und CO₂
Forscher der Universität Tübingen sorgen mit einer innovativen Technologie zur Produktion von Protein international für Schlagzeilen. Mit der neuen Methode wäre es theoretisch möglich, in Zukunft Nahrungsmittel herstellen, ohne auf Ackerland angewiesen zu sein.
Die Forscher sehen darin eine potenzielle nachhaltige Lösung für globale Ernährungsprobleme.
Fermentation wie beim Bierbrauen
Den Forscher zufolge handelt es sich bei der neuen Methode um einen Gärungsprozess ähnlich dem Brauen von Bier. Statt den Mikroben jedoch Zucker zuzuführen, fütterten die Wissenschaftler die Bakterienkulturen mit Gas und Acetat.
Bisher war bekannt, dass Hefe unter Zufuhr von Zucker eigenständig Vitamin B9 produziert. Ob dies auch mit Acetat möglich ist, war bislang unklar.
Überraschenderweise stellt sich heraus, dass Hefen, die mit Acetat gefüttert wurden, etwa genauso viel Vitamin B9 produzieren wie solche, die Zucker erhalten haben. Nur 6 Gramm der getrockneten Hefe decken bereits den täglichen Bedarf an Vitamin B9.
Protein aus Hefekulturen als Fleischersatz?
Auch beim Protein schneidet die Hefe der Forscher aus Tübingen hervorragend ab: Sie enthält mehr Protein als Rindfleisch, Schweinefleisch, Fisch und Linsen.
Allerdings gibt es hierbei einen Haken: Bestimmte Aminosäuren der Kulturen gelten als schädlich und stehen im Verdacht, Gicht auszulösen. Diese müssten also nachträglich entfernt werden, um das Hefeprotein für den Verzehr aufzubereiten.
Auch nach diesem Verfahrensschritt sei der Proteingehalt mit dem traditioneller Eiweissquellen vergleichbar.
Lösungsansatz für Umwelt- und Ernährungssicherheit?
Die Vision der Forscher sieht etwa so aus: Proteine könnten in Bioreaktoren produziert werden, anstatt Tiere mit Pflanzen zu füttern und diese dann zu schlachten.
Die Technologie zielt darauf ab, gleich mehrere globale Herausforderungen anzugehen: Umweltschutz durch Reduzierung von CO₂-Emissionen bei der Nahrungsmittelproduktion sowie Verbesserung der Ernährungssicherheit durch das Bereitstellen von Protein und Vitamin B9.
Klar ist, dass es noch ein langer Weg bis zur Marktreife dieser neuen Technologie ist. Trotzdem scheint das Potenzial der Produktionsmethode enorm zu sein.