Zeitenwende: Das Comeback der tschechischen Weine

Nikolaus Führmann
Nikolaus Führmann

Am

Über viele Jahre hat sich Tschechien seinen Ruf als «Land des Bieres» erarbeitet. Nun erlebt aber auch der tschechische Wein sein internationales Comeback.

Prag galt einst als Hauptstadt des Weins.
Prag galt einst als Hauptstadt des Weins. - Depositphotos

Bier wird oft als das Nationalgetränk der Tschechischen Republik verstanden. Dabei hat das Land eine lange und reiche Geschichte der Weinproduktion.

Diese wurde jedoch durch die Jahre hinter dem Eisernen Vorhang stark beeinträchtigt. Erst seit dem Fall des Kommunismus lebt die tschechische Weinindustrie wieder auf.

Vielseitige Weinlandschaft

Die Tschechische Republik ist ein hügeliges Binnenland mit einem feuchten kontinentalen Klima. Während weder an Meere noch Ozeane grenzt, verteilen sich zahlreiche Seen und Flüsse über das ganze Land – von der Moldau hat sicher schon jeder mal gehört.

In Mähren wächst der Wein unter besondere Bedingungen.
In Mähren wächst der Wein unter besondere Bedingungen. - Depositphotos

Die Bodenverhältnisse auf tschechischem Gebiet variieren stark, von vulkanischen Böden im Westen bis Tuff- und Sandstein im Osten. Auch traditioneller Kalkstein ist zu finden, ebenso wie Lösslehm mit Ton, vor allem in Mähren.

Herausforderung Klimawandel

Der Kalkstein verleiht vielen Weinen aus diesem Gebiet eine besondere salzige und mineralische Essenz, die für einen unverwechselbaren Geschmack sorgt.

Der Klimawandel stellt für viele Weinregionen weltweit eine Herausforderung dar – so auch für die Tschechische Republik. Die steigenden Durchschnittstemperaturen führen zu höherem Zuckergehalt in den Trauben und erfordern neue Strategien im Anbau.

Kriege, Plagen und Verlust von Wissen

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Hauptstadt Prag als «Weinstadt» bekannt. Doch mehrere Ereignisse stürzten diese florierende Branche ins Chaos:

Der Dreissigjährige Krieg führte zur Zerstörung vieler Weinberge, die Reblausplage dezimierte die Trauben und der Zweite Weltkrieg brachte weitere Verwüstungen. Der grösste Schlag für den tschechischen Wein kam jedoch nach dem Krieg mit dem Aufkommen des Kommunismus.

Traditionelle Weingüter wurden enteignet und das Wissen um den Weinbau ging verloren. Erst seit der Auflösung des kommunistischen Staates Tschechoslowakei 1992 erlebt die Branche eine Renaissance.

Traditionen neu aufgelegt

In der Tschechischen Republik gibt es einige einzigartige Weintraditionen. Eine davon ist «Burčák». Hierbei handelt es sich um einen jungen, süssen Wein aus frisch gepresstem, hefefermentiertem Traubensaft, der besonders leicht im Alkoholgehalt ist.

Leider können Liebhaber dieses Getränks ausserhalb des Landes nicht in dessen Genuss kommen, da sein Export streng verboten ist.

Weinkeller mit Weinfässern
Der Weinanbau hat in Tschechien über eine lange und reiche Geschichte. - Depositphotos

Eine weitere bemerkenswerte tschechische Tradition ist «Svatomartinské Víno» oder «St.-Martins-Wein». Dieser Rote oder Weisse wird traditionell am 11. November um 11 Uhr geöffnet und muss strengen Überprüfungen standhalten sowie bestimmten Anforderungen entsprechen.

Auf dem Weg zu globaler Anerkennung

Trotz zurückliegender externer Herausforderungen wie Covid-19 und politischer Konflikte hat der tschechische Wein vielversprechendes Potenzial: Der Tourismus boomt und die junge Generation zeigt grosses Interesse und Engagement für Innovationen in der Branche.

Es ist zu hoffen, dass diese positiven Entwicklungen dazu führen werden, dass tschechischer Wein in Zukunft weltweit erhältlich sein wird. Vielleicht auch in Ihrem lokalen Weingeschäft.

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