Flor: Die unsichtbare Zutat edler Weine
Flor verleiht dem Wein eine einzigartige Struktur und Geschmack. Unter welchen Bedingungen entsteht ein Florschleier und wie genau beeinflusst er den Weinstil?
Eine unsichtbare Zutat ruht auf der Oberfläche einiger der weltweit begehrtesten Weine. Dieses Phänomen, bekannt als Flor, ist eine besondere Hefeart, die nicht nur den Charakter eines Weines massgeblich prägt, sondern auch dessen Textur und Aroma entscheidend beeinflusst.
Die spezielle Hefeschicht bildet sich unter bestimmten Bedingungen spontan auf dem Wein und entfaltet dort ihre veredelnde Wirkung.
Nicht nur in seiner Heimat Spanien sorgt Flor für Aufsehen. Auch weit über die Grenzen hinaus verleiht es Weinen aus Italien, Frankreich oder gar Australien einen unverwechselbaren Charakter.
Von Ethanol zu komplexen Aromastoffen
Obwohl diese Regionen klimatisch und kulturell kaum unterschiedlicher sein könnten, vereint sie das gemeinsame Geheimnis einer aussergewöhnlichen Geschmacksnote durch die Verwendung von Flor-Hefe. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem mysteriösen Prozess?
Im Kern geht es um eine spezielle Art der Gärung:
Sobald im Wein kein Zucker mehr vorhanden ist und er zu Alkohol fermentiert wurde, kann sich an dessen Oberfläche eine Schicht aus Flor-Hefe bilden. Diese lebt vom Ethanol im Wein und verwandelt dieses in komplexe Aromastoffe.
Mikroorganismen an der Arbeit
Flor besteht aus verschiedenen Stämmen des Saccharomyces cerevisiae – einem Mikroorganismus, der häufig in der Weinerzeugung verwendet wird. Forscher haben herausgefunden, dass vier Hauptvarianten dieser Hefearten für die charakteristischen Eigenschaften von unter Flor gereiftem Wein verantwortlich sind.
Diese mikroskopisch kleinen Kraftpakete benötigen sehr spezifische Bedingungen zum Gedeihen: Eine hohe Luftfeuchtigkeit sowie Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad Celsius schaffen ideale Voraussetzungen für ihr Wachstum.
Darüber hinaus spielt auch der Alkoholgehalt eine entscheidende Rolle – je nach Region muss dieser zwischen 13 und gut 15 Prozent liegen.
Eine Frage des Geschmacks
Aber wie wirkt sich all dies konkret auf Ihren Lieblingswein aus?
Durch seine einzigartige Fähigkeit zur Umwandlung von Ethanol beeinflusst Flor sowohl das Aroma als auch die Struktur eines Weines tiefgreifend.
Von knackigen Apfelnoten bis hin zu nussigen Untertönen reichen die geschmacklichen Nuancierungen – ein Bouquet voller Überraschungen!