Schuldgefühle beim Essen und wie Sie diese loswerden
Die meisten kennen das Gefühl, sich nach einer zu grossen Mahlzeit schuldig zu fühlen. Problematisch wird es, wenn essen immer mit Schuldgefühlen verbunden ist.
Schon wieder zu viel gegessen und jetzt plagt sie das schlechte Gewissen? Schuldgefühle dienen häufig als Werkzeug für Verhaltensänderungen und basieren auf der Annahme, dass es nur zwei Extreme gibt.
Denn Essen wird oft in «gut» oder «schlecht» kategorisiert – es macht vermeintlich gesund oder krank, schlank oder dick. Diese Art des binären Denkens gibt uns ein Gefühl der Sicherheit.
Was dabei unbeachtet bleibt: Eigentlich ist unsere Beziehung zum Essen weitaus komplexer.
Essen und Schuldgefühle: Der Zusammenhang
In unserer Kultur sind wir umgeben von Idealvorstellungen über Ernährung und Körpergrösse. Daher liegt es nahe, dass wir versuchen, diese Ideale zu erreichen.
Wenn wir nur «richtig» essen, könnten wir dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen. Deshalb wird Essen häufig mit Schuld assoziiert, was zusätzlich durch Prägungen aus der Kindheit oder Traumata verstärkt wird.
Doch beim Versuch, diesen Idealen nachzujagen, entfremden wir uns von unseren eigentlichen körperlichen und emotionalen Bedürfnissen. Zu diesen zählen Gesundheit, Genuss und Zufriedenheit.
Das Problem mit Schuldgefühlen beim Essen
Obwohl Schuldgefühle kurzfristig als Werkzeug wirken und dazu führen, beispielsweise weniger Zucker zu konsumieren, sind sie langfristig ein Problem. Sie halten uns davon ab, echte Verantwortung für unseren Körper und unser Wohlbefinden zu übernehmen.
So verzichten wir möglicherweise nur auf Zucker, um uns nicht schuldig zu fühlen. Oder wir hungern, um uns für unsere vermeintliche Schuld zu bestrafen.
Ständige Schuldgefühle erzeugen jedoch Stress und führen zu einer destruktiven Beziehung zu Essen und Körper.
Wie Sie es schaffen, sich nach dem Essen nicht schuldig zu fühlen
Ob Gewichtsprobleme, ein niedriger Selbstwert oder gesellschaftlicher Druck – sich ständig zu bewerten, ist keine Lösung. Zudem ist die Nahrungsaufnahme ein essenzielles Bedürfnis, dass auch als solches betrachtet werden sollte.
Selbstmitgefühl hilft Ihnen, besser mit Schuldgefühlen umzugehen, die Sie möglicherweise nach jeder Mahlzeit oder jedem Snack empfinden. Machen Sie sich also keine Vorwürfe und zeigen Sie Verständnis sich selbst gegenüber.
Denn viele Menschen gehen zu hart mit sich ins Gericht, wozu der eigene innere Kritiker massgeblich beiträgt. Doch Selbstvorwürfe und übermässige Scham können sogar krank machen.
Distanzieren Sie sich von negativen Gedanken
Häufig führen neutrale Aussagen, etwa dass man viele Kohlenhydrate gegessen habe, zu einer Lawine aus Selbstvorwürfen und Scham. Indem Sie Ihre Denkmuster erkennen und sich davon distanzieren, gewinnen Sie einen gesunden Abstand.
Dies ist ein wichtiger Schritt im Umgang mit starken Emotionen. Denn nicht jede Feststellung und nicht jeder Gedanke müssen bewertet werden.
Es erfordert vor allem viel Zeit und Geduld, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen. Seien Sie deshalb nachsichtig mit sich selbst.
Professionelle Unterstützung suchen
Bei starken Schuldgefühlen, die mit extremen und ständigen Diäten einhergehen, ist es hilfreich, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Auch wenn das Thema Essen häufig mit viel Scham verbunden ist, ist es wichtig, sich Hilfe zu holen.
Im Rahmen einer Psychotherapie lernen Sie, Ihre Gedanken und Verhaltensmuster zu verstehen. Denn hinter ihnen verbirgt sich oft ein komplexes Geflecht aus tieferliegenden Problemen.
Ziel ist es, eine gesunde Beziehung zu Ihrem Körper und zum Essen zu entwickeln. Denn Letzteres sollen Sie guten Gewissens geniessen können ‒ ganz ohne Schuldgefühle.