Alkohol und intuitives Essen: Geht das zusammen?

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 22.07.2024 - 06:38

Intuitives Essen gilt als eine gesunde Ernährungsweise. Doch passt das Konzept mit einem regelmässigen Alkoholkonsum zusammen? Und wenn ja, wie?

Frauen Sektgläser anstossen Nachtclub
Ist intuitives Essen trotz Alkohol möglich? - Depositphotos

Schon mal darüber nachgedacht, wie Alkohol in das Konzept des intuitiven Essens passt? Sie sind nicht allein.

Obwohl Alkohol biologisch gesehen nicht überlebensnotwendig ist und missbraucht werden kann, ist er für viele aus ihrem Alltag (oder Wochenende) nicht wegzudenken.

Lassen sich die Prinzipien des intuitiven Essens auch auf unseren Umgang mit dem Hochprozentigen übertragen?

Fragen Sie sich: «Wie fühle ich mich danach?»

Alkohol ist grundsätzlich ein heikles Thema. Der Übergang vom Genuss zu Missbrauch und Abhängigkeit ist zu leicht zu verpassen

Frau Katerstimmung Pillen Whiskeyglas Zigarettenschachtel Aschenbecher Kopf in Hände gestützt
Ist schon das Leben übel, sollte man die Leber nicht zusätzlich belasten. Alkohol tut aber genau das. - Depositphotos

Auch wer Alkohol eigentlich in Massen geniesst, sollte sich immer der Gefahr bewusst sein, die darin lauert.

Fragen Sie sich also: Warum trinke ich eigentlich Alkohol? Wie fühle ich mich dabei? Und was passiert danach mit mir?

Jede fünfte Person in der Schweiz trinkt zu viel

Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit trinkt in der Schweiz knapp jede fünfte Person mehr, als gut für sie ist. Gelegentlich bis immer wieder – Tendenz steigend.

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die das menschliche Gehirn beeinflusst – Bewusstsein, Wahrnehmung und Motorik. Sowohl physische als auch psychische Faktoren können zu einem Missbrauch von Alkohol führen.

Alkohol ist kein Lebensmittel

In der Diskussion darüber, wie sich Alkoholkonsum und intuitives Essen miteinander vertragen, spielen die Begriffe «Missbrauch» und «Abhängigkeit» eine zentrale Rolle.

Wenn wir Alkohol konsumieren, schüttet unser Gehirn Dopamin und Endorphine aus – ähnlich wie beim Essen. Beim Essen ein sehr guter Mechanismus – schliesslich ist Nahrung überlebensnotwendig für uns!

«Abhängig» vom Essen sind wir nicht. Alkohol dagegen kann zu Abhängigkeit führen – was eine spezielle Aufmerksamkeit ihm gegenüber verlangt.

Grenzen halten vs. Grenzen verwischen

Um den Unterschied zwischen Alkohol- und Essverhalten weiter zu verdeutlichen: Dem Essen keine Grenze setzen zu können (Binge Eating), ist eine Essstörung, ja. Um eine Sucht handelt es sich nicht – eher um einen Konflikt mit gesellschaftlichen Grenzen und anderen Restriktionen.

Biergläser angestossen Hände Kreis
Alkohol hat viele schädliche Wirkungen auf den Körper. - Depositphotos

Tatsächlich zeigen Studien, dass Menschen, je stärker sie ihre Nahrungsmittelaufnahme einschränken, eher dazu neigen, zu viel zu essen bzw. sich zu «überessen».

Wer exzessiv Alkohol trinkt, der kann, muss aber nicht mit heftigen körperlichen Konsequenzen rechnen. Schlimmer sind die gesellschaftlichen Folgen: Trinken steht im Zusammenhang mit Gewalt, Depression und Selbstmord – es kann einen buchstäblich umbringen.

Wenn Alkohol und Diätkultur aufeinandertreffen

Alkohol enthält Kalorien – eine Tatsache, die unsere Beziehung zum Trinkverhalten weiter verkomplizieren kann. Vielleicht sagt Ihnen der Begriff «Drunkorexia» was?

Heisst: Jemand isst bewusst und strategisch weniger und lässt ganze Mahlzeiten aus, um Kalorien für einen späteren Alkoholkonsum einzusparen. Mangelernährung sowie eine höhere Anfälligkeit für Nebenwirkungen des Alkohols sind die Folge.

Gruppe anstossen Weingläser
Alkohol bedeutet für viele, gesellige Momente und eine Unterstützung, um aus sich heraus zu kommen. - Depositphotos

«Entweder ich trinke ich meine Kalorien (Alkohol) oder ich esse sie»: Wo dieser Satz fällt, ist die Schwelle zu einem ungesunden Verhältnis zu Alkohol längst überschritten.

Intuitiv Alkohol trinken – so geht's

Ja, die Prinzipien der intuitiven Ernährung lassen sich auf den Umgang mit Alkohol anwenden. Dafür erfassen Sie die jeweilige Idee hinter einem Prinzip und erweitern sie bzw. übertragen sie auf den Alkohol. So zum Beispiel.

- Schliessen Sie Ihren Frieden mit Alkohol. (Entspricht «Schliessen Sie Ihren Frieden mit Essen.»)

Mann trinkt Wein Frau Weinglas Lächeln
Ein Gläschen ist vollkommen in Ordnung. Aber müssen es wirklich zwei oder drei sein? - Depositphotos

- Akzeptieren Sie Ihre Gefühle, ohne sie mit Alkohol zu manipulieren. (Entspricht: «Akzeptieren Sie Ihre Gefühle, ohne Essen miteinzubeziehen.»)

- Fühlen Sie, wenn Sie genug haben – lernen Sie das Gefühl der Alkoholvergiftung wahrzunehmen. (Entspricht: «Spüren Sie, wenn Sie satt sind.»)

Gut und gesund leben mit Essen und Alkohol

So lassen sich die Prinzipien des intuitiven Essens ganz einfach auf den Umgang mit Alkohol anwenden.

Schreiben Sie diese Liste für sich fort und finden Sie heraus, welche Prinzipien Ihnen am wichtigsten sind und welche Sie vielleicht am meisten brauchen. Macht Ihnen die Gesellschaft Druck, wollen Sie vielleicht etwas vergessen oder lieben Sie dieses Gefühl der Leichtigkeit, das Sie nicht anders spüren können – oder vielleicht doch?

Es ist okay, auch mal Alkohol zu trinken, und es ist nicht schlimm, sich auch der Kalorien bewusst zu sein. Richtig gut aber ist es, sowohl mit Essen als auch mit Alkohol in einer gesunden Beziehung zu stehen – so, dass Sie selbst am meisten davon haben.

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