Ballaststoffe bei entzündlichen Darmerkrankungen: Pro und Contra
Menschen, die an einer entzündlichen Darmerkrankung leiden, müssen bei der Ernährung Vorsicht walten lassen. Gilt dies auch für Ballaststoffe?
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für Menschen, die mit einer entzündlichen Darmerkrankung (ED) leben. Eine häufige Empfehlung ist dabei der Verzicht auf Ballaststoffe.
Neue Forschungen zeigen jedoch, dass nicht alle Ballaststoffarten gleich wirken. Ihre Auswirkungen auf Entzündungsprozesse im Darm hängen von verschiedenen Faktoren ab.
Entzündliche Darmerkrankungen: Ein Überblick
Zu den entzündlichen Darmerkrankungen zählen unter anderem Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei diesen Krankheiten steht eine übermässige Entzündungsreaktion im Mittelpunkt, welche zu Symptomen wie Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und Müdigkeit führt.
In Phasen ohne Symptome spricht man von «Remission», während Zeiten erhöhter Entzündungsaktivität als «Schübe» bezeichnet werden.
Es gibt keine Heilung für ED. Das Ziel ist es daher, mithilfe von Diät und Medikamenten so lange wie möglich in Remission zu bleiben.
Faserreiches Essen: Fluch oder Segen?
Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Getreide können die Produktion kurzkettiger Fettsäuren (SCFA) durch Darmbakterien anregen. Besonders intensiv wurde bisher die Wirkung der sogenannten Beta-Fructane untersucht, die das Wachstum gesunder Darmbakterien fördern.
Einige Bakterienarten können komplexe Beta-Fructane in einfachere Zuckerbausteine zerlegen und dabei Short Chain Fatty Acids (SCFAs) produzieren. Letztere regulieren das Immunsystem und unterstützen die Reparaturprozesse im Dickdarm.
Doch gerade bei ED-Patienten wird der Einfluss ballaststoffreicher Ernährung aus Angst vor erneuten Schüben oft vernachlässigt.
Auf der Suche nach Antworten
Zu Ballaststoffen bei ED-Patienten zeigt sich ein differenziertes Bild: Unverdaute Beta-Fructane können tatsächlich Entzündungsreaktionen hervorrufen und die Darmbarriere verändern.
Auf der anderen Seite führt deren Verdauung durch Bakterien zur Produktion entzündungshemmender SCFAs. Allerdings scheint die Fähigkeit des Mikrobioms von ED-Patienten, genug SCFAs zu produzieren, während eines Schubs eingeschränkt.
Darüber hinaus konnten Forscher feststellen, dass Patienten mit einer erhöhten Produktion entzündlicher Substanzen im Darm weniger fructanhaltige Nahrungsmittel konsumierten. Möglicherweise war dies eine intuitive Reaktion auf die Verschlechterung der Symptome.
Individuelle Reaktionen auf Ballaststoffe
Für Colitis-ulcerosa-Patienten konnte weiterhin bestätigt werden, dass Beta-Fructane bei einigen Patienten Entzündungen förderten. Bei anderen hingegen reduzierten sie das Risiko für Schübe.
Dies zeigt eindrucksvoll, wie individuell die Reaktion auf bestimmte Ballaststoffe sein kann, und unterstreicht die Notwendigkeit personalisierter Ernährungsberatung bei ED.