Ernährungstrends – Müssen wir jetzt alle den Blutzucker messen?
Blutzuckerkontrolle – hier winkt der neueste Ernährungstrend. Dürfen wir jetzt nur noch essen, was unseren Blutzucker stabil hält?
Sie haben vielleicht schon vom neuen Ernährungstrend gehört, den Blutzucker zu kontrollieren, auch wenn Sie kein Diabetes haben. Aber was steckt genau dahinter?
Wir verraten Ihnen, was Sie über «Blutzuckerspitzen» wissen müssen – und ob Sie Ihren Blutzucker wirklich kontrollieren sollten.
Blutzuckerspitzen: Was ist das eigentlich?
Bei Menschen ohne Diabetes steigt der Blutzucker ganz natürlich nach dem Essen an. Unser Körper reagiert darauf, indem er mehr vom Hormon Insulin in unseren Kreislauf freisetzt.
Das Insulin ist wie ein Schlüssel, der dem Zucker die Türen zu unseren Zellen öffnet, wo er in Energie umgewandelt wird. Das ist ein normaler und gesunder Prozess im menschlichen Organismus.
Einige Nahrungsmittel lassen den Blutzuckerspiegel kräftiger in die Höhe schnellen als andere – insbesondere süssere oder kohlenhydratreiche Nahrungsmittel. «Schlecht» sind sie deshalb nicht, denn unser Körper kann sich in der Regel gut auf wechselnde Umgebungen und Ernährungsbedingungen einstellen.
Warum ist Blutzuckerkontrolle auf einmal trendy?
Die einfachste Antwort lautet: aus Angst: Grosse Unternehmen wollen uns mit ihren Botschaften glauben machen, dass wir Angst vor unserer eigenen Ernährung haben sollten.
Uns wird suggeriert, dass wir unserem Körper nicht vertrauen können, und ihn (und uns) ständig kontrollieren müssen, um uns selbst keinen Schaden zuzufügen.
Die Ironie dabei ist, dass gerade diese Angst vor Lebensmitteln und das Misstrauen gegenüber unserem eigenen Körper in grossem Masse schädlich für uns sind.
Nicht nur Nahrung beeinflusst unseren Blutzucker
Eine weitere Herausforderung: Nicht nur die Nahrung beeinflusst den Blutzuckerspiegel. Er kann sich auch verändern, obwohl wir gerade nichts zu uns nehmen.
Und wenn wir beispielsweise immer die gleichen Lebensmittel essen, aber andere Tageszeiten oder Umstände wählen, reagiert auch unser Blutzuckerspiegel entsprechend anders.
Anders gesagt: Selbst wenn wir versuchen, über Veränderungen in unserer Ernährung einem Anstieg des Blutzuckers vorzubeugen, sind Erfolgserlebnisse nicht vorprogrammiert. Die Wirklichkeit kann dann ziemlich verwirrend sein.
Druck, Training und zu viel oder zu wenig
Unser Körper reagiert hervorragend auf innere und äussere Reize und stellt sicher, dass wir bestens vorbereitet sind. Wenn unser Körper also denkt, dass wir jetzt Energie brauchen, gibt er gespeicherten Zucker in den Blutkreislauf ab – der Blutzuckerspiegel steigt.
Stress etwa, einschliesslich des Gefühls, beim Essen unter Druck zu stehen, kann so einen Reiz darstellen. Auch andere Faktoren, die nichts mit Essen zu tun haben, wie Schlaf oder die Tageszeit wirken sich auf unseren Blutzuckerspiegel aus.
Gleiches gilt für zu wenig Wasser, zu viel Kaffee, Workout.
Achtung, Mindset!
Sogar unsere Einstellungen zu Lebensmitteln können unseren Blutzuckerspiegel beeinflussen! In einer Studie von Park, Pagnini & Langer aus dem Jahr 2020 erhielten Menschen mit Diabetes dasselbe zuckerhaltige Getränk, aber mit unterschiedlichen Nährwertangaben.
Einige Teilnehmer nahmen also an, ein Getränk mit wenig Zucker getrunken zu haben, die anderen, ein Getränk mit hohem Zuckergehalt erhalten zu haben.
Eine Messung des Blutzuckers bei den Teilnehmenden ergab: Die Daten der Zuckerlevel entsprechen weniger dem Getränk und mehr dem, was die Probanden dachten!
Vertrauen Sie Ihrem Körper
Müssen Sie Ihren Blutzucker nicht wegen Diabetes oder anderer diagnostizierter Krankheiten überprüfen – dann besteht auch kein Grund, das zu tun. Ihr Blutzucker wird, wie Ihr Stoffwechsel, von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst, die Sie am Messgerät nicht sehen noch verstehen können.
Haben Sie Sorge, konsultieren Sie lieber einen Arzt. Ansonsten: Lernen Sie, sich selbst zu vertrauen (Stichwort: Intuitives Essen) und sich gesund und so zu ernähren, wie es Ihnen gut tut!