Anorexie: Ursachen der Magersucht und was Betroffenen hilft

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Am 11.04.2024 - 06:46

Sie schadet Körper und Psyche und kann im schlimmsten Fall tödlich enden: Magersucht. Erfahren Sie Alles Wissenswerte zur Anorexie und was Betroffenen hilft.

Frau vor Spiegel, Magersucht
Anorexie ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. - Depositphotos

Rund 3,5 Prozent der Schweizer sind laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) mindestens einmal im Leben von einer Essstörung betroffen. Unter anderem kommt es zur «Anorexia nervorsa» (Magersucht).

Anorexie ist eine ernste und potenziell lebensbedrohliche Krankheit. Sie zeichnet sich durch den extremen Verzicht auf Nahrung und eine starke Angst vor Gewichtszunahme aus.

Eine Behandlung ist möglich, erfordert jedoch mehrere Ansätze, darunter psychologische Therapie, Ernährungsberatung oder sogar einen Krankenhausaufenthalt.

Merkmale und Ursachen der Anorexie

Wer von einer Magersucht betroffen ist, beschränkt Kalorien und Lebensmittel, um ein bestimmtes Körpergewicht halten zu können. Die psychische Erkrankung ist geprägt von einem verzerrten Selbstbild und extremer Angst vor einer Gewichtszunahme.

Frau hält Hände vors Gesicht, Apfel und Donut auf Teller
Bei Magersucht führt ein verzerrtes Selbstbild dazu, sich an strenge Diäten zu halten und zu hungern. - Depositphotos

Restriktives, oft krankhaftes Diäthalten trägt zu einer schnellen Gewichtsabnahme bei. Neben soziokulturellen und psychischen Faktoren wissen Forscher heute, dass auch genetische Komponenten Einfluss auf die Entwicklung der schweren Essstörung haben.

Vor allem vorherrschende Schönheitsideale in Medien und Gesellschaft sowie traumatische Erfahrungen in Kindheit und Jugend sind Risikofaktoren.

Wer ist betroffen?

Anorexie kann Menschen jeden Alters und Geschlechts sowie jeder Herkunft treffen. Am häufigsten leiden jedoch Jugendliche und junge Erwachsene darunter, insbesondere Frauen.

Es ist wichtig zu wissen, dass Anorexie nicht nur anhand des Aussehens einer Person erkennbar ist. Denn es handelt sich um eine Krankheit mit mentalen und verhaltensbedingten Komponenten – nicht nur physischen.

Demnach müssen Betroffene also nicht untergewichtig sein, auch wenn dies ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist.

Symptome der Magersucht

Zu den Verhaltenssymptomen zählen veränderte Essgewohnheiten und extreme Diäten. Physische Zeichen können demnach ein signifikanter Gewichtsverlust über mehrere Wochen oder Monate hinweg bis hin zur Mangelernährung sein.

Jugendliche mit Mutter, Streit
Vor allem Jugendliche sind gefährdet, eine Essstörung zu entwickeln – ein stabiles Umfeld und emotionale Unterstützung sind wichtig. - Depositphotos

Weitere Symptome einer Anorexie sind extreme Ängste vor einer Gewichtszunahme. Obwohl Menschen mit Anorexie zumeist nicht einmal übergewichtig sind, entspricht ihre Wahrnehmung häufig dem genauen Gegenteil.

Weil der Körper unter der Mangelernährung leidet, treten häufig gesundheitliche Probleme auf. Diese können im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Psychotherapie kann helfen

Ein wichtiger Ansatzpunkt in der Behandlung von Anorexie ist die Psychotherapie. Sie zielt darauf ab, dass Betroffene Ihre eigenen Denk- und Verhaltensmuster erkennen und verstehen.

Schädliche Verhaltensweisen sollen so verändert und es soll ein besserer Umgang mit der Erkrankung erlernt werden. Auch wenn dieser Schritt für Betroffene nicht einfach ist, kann er lebensrettend sein.

Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ist die Einbeziehung des sozialen Umfelds und der Familie ein wichtiger Punkt. Denn häufig spielen nahestehende Personen eine entscheidende Rolle bei der Genesung, wenn Betroffene emotionale Unterstützung und Stabilität erfahren.

Medikamente und Ernährungsberatung als Unterstützung

In einigen Fällen helfen Medikamente, Ängste und Depressionen zu lindern, die oft mit Anorexie einhergehen. Manchmal verschreiben Ärzte auch Medikamente zur Regulierung der Menstruationszyklen oder für eine bessere Gewichtszunahme.

Frau, Apfelschnitte auf Teller
Eine extreme Nahrungs- und Kalorienreduktion ist ein typisches Symptom von Anorexie. - Depositphotos

Wichtig ist auch eine Ernährungsberatung oder -therapie. Solche Massnahmen sind oft erforderlich, um Magersucht langfristig zu behandeln.

Ziel ist es, eine gesunde Beziehung zu Lebensmitteln und dem Körper zu entwickeln.

Komplikationen bei der Behandlung von Anorexie

Ein Risiko bei der Therapie stellt das sogenannte «Refeeding-Syndrom» dar. Es tritt auf, wenn Betroffene wieder Nahrung zu sich nehmen und der Körper den Stoffwechselprozess nicht richtig aktiviert.

Das Syndrom kann schwerwiegende Folgen wie Ödeme, Herz- oder Lungenversagen, Magen-Darm-Probleme, Muskelkraftverlust oder Delirium verursachen. In Extremfällen endet es tödlich.

Umso wichtiger ist die ärztliche Begleitung von Risikopatienten, um diese allmählich und behutsam an die Nahrungsaufnahme heranzuführen. Zu Beginn werden häufig weniger Kalorien aufgenommen, bevor die Aufnahme langsam gesteigert wird, um Komplikationen zu vermeiden.

Krankenhausaufenthalt und Prävention

In schwerwiegenden Fällen kann eine Krankenhauseinweisung notwendig werden. Starke Gewichtsabnahme, Mangelernährung sowie ernsthafte psychische oder physische Gesundheitsprobleme wie Herzkrankheiten, schwere Depressionen oder Suizidgedanken erfordern intensive medizinische Betreuung.

Frau beim Therapeuten
Bei ernsthaften Essstörungen wie einer Magersucht hilft häufig eine Psychotherapie. - Depositphotos

Auch wenn man vielleicht nicht alle Fälle verhindern kann: Frühzeitige Therapie bei ersten Symptomen sowie Aufklärungsarbeit hinsichtlich gesunder Ernährungsgewohnheiten und realistischer Körperbilder helfen.

Häufig entwickeln Menschen mit Anorexie die ersten Störungsanzeichen in jüngeren Jahren, während Sie Ihre Identität erforschen. Für Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen ist es deshalb wichtig, sich professionelle Unterstützung zu suchen, wenn Warnzeichen auftreten.

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