Warum Sie Angst haben, vor anderen zu essen

Maria Hutmacher
Maria Hutmacher

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Sie kriegen keinen Bissen runter: mal ist das Restaurant zu voll, mal der Chef zu nah dran. Diese soziale Phobie muss keine Essstörung sein – kann es aber.

... was, wenn jetzt was kleckert, wo es nicht kleckern soll?
... was, wenn jetzt was kleckert, wo es nicht kleckern soll? - Depositphotos

Wer Angst hat, vor und mit anderen zu essen, der hat's im Alltag oft nicht leicht. Ob bei Geschäftstreffen, geselligen Runden oder im Uni-Café – Essen und Trinken gehören oft einfach dazu.

Schon der Gedanke daran bereitet Menschen mit dieser speziellen Form der sozialen Phobie Bauchschmerzen. Manche stehen solche Situationen trotzdem stoisch durch, andere gehen ihnen gleich aus dem Weg.

So entsteht ein Teufelskreis: Je mehr man sich zurückzieht, desto schwerer fällt es einem, doch wieder vor oder mit anderen Menschen zu essen oder trinken. Was tun?

Trigger: Situation, Menschen, Ambiente

Mögliche Auslöser für diese Art von Ängsten gibt es viele. Für einige ist es die Situation an sich; andere fürchten bestimmte Menschen, zum Beispiel Autoritätspersonen, und kriegen in deren Anwesenheit keinen Bissen runter.

Auch die Atmosphäre kann eine Rolle spielen: Das überfüllte Restaurant zum Beispiel gilt als typischer Stressfaktor.

Und wenn es nicht schmeckt und man nur ausspucken will? Was sollen die anderen über einen denken?
Und wenn es nicht schmeckt und man nur ausspucken will? Was sollen die anderen über einen denken? - Depositphotos

Schliesslich kann das Essen selbst ein Triggerfaktor sein. Ist Fingerfood noch leicht zu schlucken, sieht das beim Dreigangmenü ganz anders aus – hier muss ja auch länger durchgehalten werden, und dann noch gesittet am Tisch!

Angst wovor?

Was könnte passieren?, fragt man sich als Aussenstehender. Eine MENGE, weiss der Betroffene, und die Liste der befürchteten peinlichen Situationen ist lang:

Was, wenn die Hände zittern?, man kleckert, einem etwas runterfällt, man zu laut kaut oder gar rülpst?

Schlimmer aber noch: Was, wenn die anderen schlecht über einen denken? Studien zeigen, dass diese Frage einen Hinweis darauf gibt, wo soziale Angst und gestörtes Essverhalten in den meisten Fällen zusammenhängen.

Wie kann man die soziale Phobie behandeln?

Erkennen Sie sich wieder? Fällt es Ihnen schwer, vor anderen zu essen und beeinträchtigt Sie das in Ihrem Alltag? Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Hausarzt oder einem Experten des Fachs, um Ihre Situation fachgerecht einzuschätzen.

Klassische Ansätze zur Behandlung sind Verhaltenstherapie oder ein sogenanntes Expositionstraining: Bei Letzterem üben Sie ganz konkret Essens-und-Trink-Situationen in Gesellschaft anderer Menschen.

Nur Mädchen haben Essstörungen? Die Wirklichkeit sieht heute längst anders aus.
Nur Mädchen haben Essstörungen? Die Wirklichkeit sieht heute längst anders aus. - Depositphotos

Anders sieht es aus, wenn Ihre Angst mit einer Essstörung zusammenhängt. Dann reicht blosse Verhaltenstherapie nicht aus, und andere Ansätze, einschliesslich Psychotherapie, sollten ausprobiert werden.

Verstehen Sie Ihre Ängste!

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, vor anderen zu essen, versuchen Sie, die Ursache Ihrer Angst zu verstehen. Haben Sie Angst, was andere von Ihnen denken? Liegt das Problem eher beim Essen selbst?

Wenn Sie es wagen, Ihrer Angst auf die Spur zu kommen, haben Sie den ersten Schritt zur eigenen Heilung schon getan. Und es lohnt sich – das werden Sie sehen, wenn Sie wieder mit jemandem auf das Leben anstossen möchten!

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