Keine Lust auf Gemüse: Sind die Gene schuld?
Vielen Menschen fällt es schwer, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Eine Studie legt nun nahe, dass unsere Gene dabei eine wichtige Rolle spielen könnten.
Bisher wurde angenommen, dass die Entscheidung für oder gegen Fleischkonsum hauptsächlich auf Willenskraft und persönlicher Überzeugung beruht. Doch diese Annahme könnte falsch sein – oder zumindest ein unvollständiges Bild abgeben.
Eine Untersuchung der Northwestern University aus dem Jahr 2023 zeigt: Genetische Faktoren könnten beeinflussen, wie gut jemand eine strenge vegetarische Lebensweise einhalten kann.
Die Forscher analysierten Daten von über 5000 Vegetariern und verglichen sie mit den genetischen Profilen von weit mehr als 300'000 Kontrollpersonen gleicher ethnischer Herkunft. Sie stellten fest, dass drei spezifische Gene signifikant mit strengem Vegetarismus assoziiert waren.
Fettstoffwechsel und Gehirnfunktion: Schlüssel zur fleischlosen Ernährung?
Zwei dieser drei signifikanten Gene standen im Zusammenhang mit Fettstoffwechsel und Gehirnfunktion im Körper. Die Forscher vermuten daher, dass die Art und Weise, wie Menschen Fette verarbeiten, darüber entscheidet, ob sie sich vegetarisch ernähren können oder nicht.
Denn: Es sei möglich, dass Personen, die mit diesen Genen ausgestattet sind, essenzielle Fettsäuren im Körper synthetisieren können, die Personen ohne diese Gene über tierische Nahrung aufnehmen müssen. Dadurch entstünde bei einer Umstellung auf pflanzliche Ernährung ein grösseres Verlangen nach Fleisch.
Die genetischen Unterschiede könnten auch eine Erklärung dafür sein, warum sich viele Menschen zwar vornehmen, auf Fleisch zu verzichten, nur wenige aber tatsächlich über einen langen Zeitraum hinweg vegetarisch leben.
Forschung erst am Anfang
Die Wissenschaftler der Studie betonten auch, dass der Zusammenhang zwischen Genen und Ernährungsgewohnheiten noch nicht weitreichend erforscht sei. Es brauche weitere Untersuchungen, um ein genaueres Bild zu bekommen.
Vorerst scheint es jedoch so, dass die Genetik tatsächlich einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie leicht uns der Verzicht auf tierische Produkte fällt. In diesem Sinne gilt: Wir sollten niemandem ein schlechtes Gewissen machen – egal, welche Ernährungsform sie oder er wählt.
