Was verbirgt sich eigentlich hinter einer Binge-Eating-Störung?
Nach dem Tiramisu noch mal Pasta, anschliessend das Stück Käse von gestern, den halben Joghurt und ... das wäre Binge-Eating. Kommt Ihnen bekannt vor?
Ab und zu essen wir alle zu viel und stopfen uns einfach voll. Aber solange das eine Ausnahme bleibt, ist das für jeden Körper zu verkraften.
Problematisch wird es erst, wenn es zur Regel wird, ganze Phasen zu haben, in denen man nahezu «frisst». Wer man regelmässig beim Essen die Kontrolle verliert, sollte in sich hineinhören: Liegt da möglicherweise eine Essstörung vor – eine «Binge Eating»-Störung?
Wenn Essen zur Qual wird
Betroffene einer Binge-Eating-Störung fühlen sich oft machtlos gegenüber ihrem Drang, grosse Mengen an Lebensmitteln zu konsumieren, und zwar in kürzester Zeit. Sättigung oder Hunger spielen als Gefühle keine Rolle – wenn sie überhaupt noch wahrgenommen werden.
Binge-Eating heisst: Essen, bis man buchstäblich nicht mehr kann, anschliessend kommen Schuldgefühle, Selbstvorwürfe und andere Selbstvernichtungsgefühle und -gedanken auf. Warum macht man so was, was löst das aus?
Oft stecken Gefühle dahinter, die man nicht wahrhaben will, oder das übermässige Essen wird zum Versuch, so viel Kraft zu bekommen wie Stress abzubauen ist. Ein Vorhaben, das niemals funktionieren kann – doch wenn man dran glaubt, wird es zum Teufelskreis aus schlechtem Gewissen und erneutem Frustessen.
Mix aus Symptomen und Schulgefühlen
Viele Betroffene schämen sich für ihr Essverhalten und versuchen, andere ja nicht auf die Idee kommen zu lassen, dass irgendetwas «nicht normal» mit ihnen wäre. Wo könnte man als Aussenstehender Verdacht schöpfen?
Typisch für eine Binge-Eating-Störung ist beispielsweise, wenn jemand heimlich Essen bunkert oder ständig, unregelmässig und zu jeder Tageszeit essen kann und das auch tut.
Auch emotionale Symptome wie Stress, der nur durch Essen gelindert wird, oder Schuldgefühle nach dem Überessen sind typisch.
Kindheits- oder Menschheitserbe?
Möglichet Gründe für die Entstehung einer Binge-Eating-Störung gibt es viele. Emotionale Probleme oder Erfahrungen aus der Kindheit spielen häufig eine Rolle.
So kann beispielsweise gesellschaftlicher Druck dazu führen, dass Menschen das lebenserhaltende Essverhalten als psychologische Bewältigungsstrategie einsetzen.
Aber auch biologische Aspekte spielen eine Rolle. Forscher haben Hinweise darauf gefunden, dass genetische Mutationen zu einer Sucht nach Nahrung führen können; zudem scheinen niedrige Serotonin-Spiegel im Gehirn mit zwanghaftem Essen in Verbindung zu stehen.
Vertrauen auch auf die eigene Kraft
Betroffene sehen oft keinen Ausweg, aber es gibt Hoffnung für sie: Eine Binge-Eating-Störung ist behandelbar. Sind Sie selber betroffen oder kennen jemanden, zögern Sie nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Der erste Schritt heisst immer: anerkennen, was ist, und einen Ausweg finden wollen. Dann öffnen sich mehr Türen, als man in seiner Verzweiflung selber sehen kann.
Wer es geschafft hat, täglich Schuld und Selbstvorwürfe auszuhalten, dem wird es auch gelingen, sich auf den Weg ins Leben zu machen. Eins, das gut sein kann, frei von Vorwürfen, in Würde und Freiheit zum eigenen Sein!