Nur wenn der Magen knurrt? Warum wir auch ohne Hunger essen sollten
Essen, nur «wenn der Magen knurrt»: Das ist vielen von uns so beigebracht worden. Das ist nicht falsch – aber richtig nur in Kombination. Mit Lust zum Beispiel.
Irgendwo haben wir alle es schon gehört: Essen sollten wir dann, wenn wir Hunger haben. Also wenn der Magen knurrt. Sonst nicht.
Haben Sie jemals die Quelle dieser Aussage hinterfragt? Ist das wirklich so gesund, wie es dargestellt wird?
Vielleicht gar natürlich? Oder schaden wir vielleicht und vielmehr unserem Körper und unserer Beziehung zum Essen?
«Hilfreiche» Tipps gegen Lust
Der Ratschlag, nur bei «echtem» Hunger zu essen, wird oft dann angebracht, wenn jemand dabei ist, «intuitiv» essen zu lernen. Haben Sie plötzlich schlicht Lust zu essen, oder mal den Wunsch auf dieses oder jenes, wird manche angebliche Orientierung angeboten.
Zum Beispiel: 20 Minuten abwarten und sehen, ob man wirklich hungrig ist. Oder: zur gesunden Alternative greifen, Beispiel Apfel oder Karotte (als ob das hilft?!), um die Lust zu testen, beziehungsweise auszutricksen.
Und ganz typisch: sich ablenken, schliesslich sei die Lust auf den Snack nur aus Langeweile entstanden. Aber ist das wirklich der richtige Weg? Die Antwort lautet nein!
Warum verspüren wir überhaupt Hunger?
Der Grund ist so einfach wie einleuchtend: Das Argument, dass wir physischen Hunger verspüren müssen, um essen zu dürfen, heisst ja im Umkehrschluss: In allen anderen Fällen dürfen wir nicht essen. Es kommt also mit Verbot inklusive.
Und wie in jeder Situation, in der uns etwas verboten wird, führt auch hier das Verbot nicht selten zum Gegenteil: zum Ausbruch in die Freiheit.
Also: Essen, was das Zeug hält, wann immer und am besten ohne jemals aufzuhören. Überessen. Das kann es nicht sein.
Darf ich essen, ohne hungrig zu sein?
Absolut ja! Denn: Essen dient nicht nur der puren Nährstoffaufnahme.
Es hat viele andere Gründe und erfüllt viele andere Zwecke, die nicht nur den rein körperlichen Hunger stillen. Essen kann gute Laune machen, die Sinne stimulieren und ist fester und einzigartiger Bestandteil aller menschlichen Kulturen.
Wenn Sie nach langer Zeit wieder den Duft eines Gebäcks aus Ihrer Kindheit in der Luft spüren: So wissen Sie, dass Essen auch Träger von Erinnerung sein kann.
Liebe geht nicht nur bei uns sprichwörtlich «durch den Magen», sondern verbindet Familienmitglieder, Freunde und sogar Generationen miteinander.
Sogar Liebe geht gerne durch den Magen
Nahrung transportiert all diese Elemente. Manchmal braucht es einfach einen Happen Liebe, auch wenn es Körper und Magen sonst eigentlich ganz gut und zufrieden geht.
So gesehen, kann Nahrung oder Essen auch die Funktion eines «Bewältigungsmechanismus» annehmen. So ein Mechanismus entsteht aus einem einfachen Grund:
Da, wo wir durch schwere Zeiten schaffen müssen, helfen sie uns. Und das ist völlig okay.
Ihr Leben hat das letzte Wort
Intuitives Essen rechnet nicht nur mit unserem Körpergefühl. Es setzt auch auf Ihr Gehirn und Ihre Fähigkeit, dieses zu Ihren eigenen Gunsten zu nutzen.
Nehmen Sie an, Sie müssen morgens früh raus: Während Ihrer Arbeit haben Sie keine Möglichkeit, «nach innen zu hören». Und dann, wenn Sie Hunger haben, eben auch zu essen.
Unter solchen Umständen wäre der Versuch, nur zu essen, wenn Sie Hunger haben, reichlich kontraproduktiv.
Warum eigentlich sollten wir keinen Hunger haben?
In diesem Fall gilt: Selbst wenn Sie nicht zu denen gehören, die morgens gerne tafeln, versorgen Sie Ihren Körper mit Essen. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Magen guter Dinge bleibt – verabreden Sie sich sozusagen zum gemeinsamen Mittagessen.
Oder: Nach dem Workout ist es Ihnen eigentlich ganz recht, dass sie «keinen Hunger» haben. Oder Sie trinken Wasser oder Kaffee, um das Hungergefühl gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Auch hier gilt: Setzen Sie Ihren Kopf zu Ihren eigenen Gunsten ein. Warum sollten Sie keinen Hunger haben sollen? Oder fühlen wollen?
Essen, wenn wir Hunger haben – aber auch sonst
Denken Sie dran: Sie sind ein Mensch und Ihr Körper braucht Energie, um zu funktionieren. Um zu atmen, Sie Freude spüren zu lassen und Sie in die Zukunft schreiten zu lassen.
Fühlen Sie sich unbehaglich, wenn Sie sich erlauben, zu essen, obwohl Sie keinen Hunger haben? Dann gehen Sie diesem Unbehagen auf den Grund.
Finden Sie heraus, woher es kommt. Wandeln Sie das Unbehagen um in die Gelegenheit, sich selbst und Ihre Beziehung zum Essen besser zu verstehen.
Essen ist viel zu schön, um es Regeln zu unterwerfen, die andere für uns erfunden haben. Hören Sie auf sich selbst, fühlen Sie sich selbst – und stossen Sie mit sich selbst auf sich an! Vielleicht nicht, weil Sie Durst haben – aber Lust auf sich und auf Ihr wunderbares Leben!